When Sysadmins Ruled the Earth

When Sysadmins Ruled the Earth

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Creative Commons Lizenzvertrag

Die Kurzgeschichte »When Sysadmins Ruled the Earth« von Cory Doctorow ist in der Kurzgeschichtensammlung »OVERCLOCKED« erschienen und ist auf craphound.com zum Download verfügbar.

»OVERCLOCKED« ist erschienen unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.5 Lizenz.

Das Theaterstück »When Sysadmins Ruled the Earth« vom c-atre collectivdrama ist ebenso lizenziert unter Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.5 Lizenz.

Der Text steht auch in folgenden Formaten zum Download bereit:

Aufzeichnung

Dramatis Personae

  • Julia, eine Studentin
  • Blaise, ein Student
  • Frau Rosa Jeschke, eine Apothekerin
  • Frau Flo Martin, eine PTA in dieser Apotheke
  • Felix Tremont, ein Systemadministrator
  • Kelly Tremont, seine Frau
  • Van, ein Systemadministrator, Kollege und Freund von Felix
  • Rosenbaum, ein weiterer Systemadmin
  • Will Sario, ein Sysadmin
  • Uri Popovich, Sicherheitsexperte im Serverzentrum
  • QueenKong, Systemadministratorin bei Google, per IRC zugeschaltet
  • Lucy, eine Barbetreiberin

Szene 1 – Blaise und Julia vor der Uni

Vorstellung von Blaise und Julia vor dem Unigebäude

Julia ist auf dem Weg nach Hause , vollgepackt mit Büchern.

Sie stolpert und die Bücher fallen auf den Boden, Blaise beobachtet dies und eilt ihr zu Hilfe.

BLAISE Darf ich dir helfen?

JULIA Nee lass mal gut sein!

Blaise ignoriert Ihre Verneinung und hebt langsam die Bücher auf, dabei fällt ihm ein Buch besonders auf , “Lob der Liebe” von Bardieu. Er behält das Buch in der Hand.

BLAISE Oh du hast das ja im Original. Ist das für das Seminar morgen?

JULIA ääähm ja ….danke!

Blaise gibt Julia den Stapel Bücher, allerdings hat er immer noch das Bardieu-Buch in der Hand.

Julia wird etwas unfreundlicher.

JULIA Ich brauche das Buch!

BLAISE Ich kenne es schon, ich kann es dir bei einem Kaffee erklären wenn du magst?

JULIA Nein, ich trinke keinen Kaffee!

BLAISE Einen Tee vielleicht?

JULIA Nein, ich mag keinen Tee.

BLAISE Heiße Schokolade?

JULIA Nein!

BLAISE Poire belle Hélène?

JULIA öööhm was?

BLAISE Also, dass ist eine Kugel Vanilleeis in einer halben Birne und dann darüber heiße Schokolade.

Julia denkt kurz darüber nach und findet es mehr als lecker, entscheidet sich dann jedoch.

JULIA Nein!

Julia nimmt Blaise das Buch aus der Hand und geht. Blaise schaut ihr sehnsüchtig hinterher.

Szene 2 – Rosa Jeschke und Frau Martin in der Apotheke

Vorstellung von Rosa Jeschke und Frau Martin

in der Apotheke, sehr aufgeräumt und sauber Tisch, Switch [Vorderseite], Universalbox [Inhalt: Mullbinden, Pseudo-Penicillin-Schachtel, weiteres Apothekenzeug, Handschuhe], diverse Schachteln)

Fr. Jeschke sitzt am Tisch der Apotheke und kontrolliert das BtM-Register

Flo räumt verschiedene Ordner und Flaschen weg und raschelt, poltert und rumpelt dabei sehr laut

ROSA Frau Martin …

FLO Frau Martín! quietscht beim Berichtigen der Aussprache

ROSA ohne auf die Berichtigung zu reagieren… könnten sie etwas leiser räumen? genervter Bitte?

FLO Natürlich

räumt etwas leiser rumpelnd weiter auf, unter den genervten Blicken Rosas

FLO bekommt von Fr. Martin einen Ordner in die Hand gedrückt

Wo kommt denn das BtM -Register nochmal hin, Frau Jeschke?

ROSA Das steht im Büro, links neben dem Computer, im Regal, wie immer!

Fr. Martin räumt das BtM-Register aus dem Sichtfeld und kommt wieder

ROSA Jetzt sieht Apotheke wieder ordentlich aus. Das war ja nicht auszuhalten mit dieser Unordnung hier. Ich hoffe die Überstunden haben Ihnen jetzt nicht den Abend ruiniert. Aber das muss ja mal gemacht werden, das verstehen Sie ja sicherlich, Frau Martin.

FLO Frau Martín!

ROSA Jaja.

Sie wissen allerdings, dass sie morgen auch wieder um acht hier sein müssen?

FLO Schon ok, ich würde dann jetzt auch mal gehen.

ROSA Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Abend, Frau Martin.

FLO Frau Martín … ich heiße Frau Martín

verlässt die Bühne unter Gezeter über die Korrekte Aussprache ihres Namens

Szene 3 – Felix und Kelly zu Hause

Felix , Kelly

Im Schlafzimmer – per Film eingespielt

Felix Telefon klingelt um zwei Uhr morgens, beide liegen im Bett, Kelly dreht sich zu ihm und haut ihm auf die Schulter während sie zischt:

KELLY Warum machst du das verdammte Ding nicht aus, bevor du ins Bett gehst?

FELIX Ich habe Rufbereitschaft.

KELLY Du bist kein scheiß Arzt. Du bist ein gottverdammter Systemadministrator.

Felix setzt sich an die Bettkante und zieht Hose die auf dem Boden liegt langsam an, während Kelly ihn weiter ärgert.

FELIX Ja, das ist mein Job.

KELLY Du bist doch kein Regierungsbeamter. Du weißt, dass ich Recht habe. Um Himmels willen, du bist jetzt Vater! Da kannst du jetzt nicht mehr jedes Mal mitten in der Nacht losrennen, wenn irgendwer seine Porno-Versorgung vermisst. Geh nicht ran.

FELIX Vielleicht kann ich es von hier aus fixen.

Kelly setzt sich im Bett auf.

KELLY In fünf Jahren Ehe hast du es nicht einmal von hier aus "fixen" können.

Szene 4 – Felix im Auto

Felix, Kelly

Felix sitzt im Auto…

sein Telefon klingelt mehrmals, dann ein Anruf von Kelly

KELLY Nicht erschrecken. Ich kann förmlich sehen, wie du zusammen zuckst.

FELIX Check, kein Zucken.

KELLY Ich liebe dich, Felix.

FELIX Ich dich auch.. Geh wieder ins Bett.

KELLY 2.0 ist wach, da ist an Schlafen sowieso nicht mehr zu denken.

FELIX Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.

Fährt rechts ran um keine Verbindungsstörung beim Telefonat mit Kelly zu riskieren.

KELLY Es ist nicht, dass du mich aufgeweckt hast. Es sind die letzten sieben Jahre. Du hast drei Leute, die dir zuarbeiten. Gib ihnen doch das Telefon. Du hast deinen Teil längst getan.

FELIX Ich bitte Kollegen nur um Sachen, die ich auch selber tun würde.

KELLY Komm. Du bist angekommen. Ich hasse das, nachts alleine aufzuwachen. Ich vermisse dich! Du gibst mir süße Träume.

FELIX OK, keine Rufbereitschaft mehr.

KELLY So einfach?

FELIX Genau. So einfach. Ich habe mein Pensum erfüllt. Ab jetzt mache ich nur noch bei Urlaubsvertretung die Rufbereitschaft.

Kelly lacht.

KELLY Sysadmins nehmen keinen Urlaub.

FELIX Dieser schon. Versprochen.

Kelly legt auf.

Szene 5 – Felix und Van im Serverraum

Felix, Van

vor dem Serverraum, Tisch, Stühle, Laptops/Rechner, Switch auf Rückseite

VAN Felix!

FELIX Van, was machst du denn hier? Wir müssen morgen ja nicht beide zerschossen sein.

VAN Was? Oh. Mein anderer Rechner steht noch drüben. Um halb zwo hat mich der Prozessmonitor geweckt. Hätte Dich anrufen sollen, dann hättest Du Dir den Weg sparen können.

FELIX Was ist denn los?

VAN Derber Viren-Angriff. Irgendein Vollidiot hat alle Windows-Kisten am Netz mit eine Zero-Day-Exploit dazu gekriegt, Monte Carlo Stichproben fahren. Auf jedem IP-Block – inklusive IPv6.

Die großen Provider haben alle ihre administrativen Schnittstellen über v6. Wenn die mehr als zehnmal gleichzeitig geprobt werden, fallen sie alle nacheinander um. Das heisst, dass fast überall der Transfer zusammengebrochen ist. DNS spielt auch verrückt, sieht so aus, als ob jemand letzte Nacht die Zonenübertragung sabotiert hat.

FELIX So’n Dreck!

VAN Kannst du laut sagen! … und diesmal ist es auch kein Layer-8-Problem.

FELIX Microsoft wird schuld sein. Jedes Mal, wenn ich morgens um zwei bei der Arbeit bin, ist entweder ein Layer-8-Problem oder Microsoft schuld.

VAN Mit "Greedo" hatte ich schon 200 Tage Uptime.

FELIX Greedo wird wieder leben. Ich habe einen 486er im Keller stehen mit über fünf Jahren Laufzeit. Wird mir das Herz brechen, den neu zu starten.

VAN Wofür zum Teufel brauchst du einen 486er?

FELIX Gar nicht. Aber wer fährt eine Maschine mit fünf Jahren Uptime herunter? Das ist wie Sterbehilfe bei deiner eigenen Großmutter.

VAN Ich brauch langsam mal was zu essen.

FELIX Ich sag dir was. Wir bringen deinen Rechner wieder zum Laufen, dann meinen, und danach lade ich dich ins Fantasia auf eine Pizza zum Frühstück ein. Und du nimmst den restlichen Tag frei.

VAN Bin ich dabei. Mann, du bist echt zu gut zu deinem Fußvolk. Du solltest uns in einen Verschlag stecken und regelmäßig auspeitschen wie die anderen Chefs. Wir verdienen es ja nicht besser.

Felix Telefon klingelt, die Nummer von Kelly im Display

VAN Ey, dein Handy klingelt.

(KELLY ruft an)

FELIX Hey, Kelly. Kelly?

Das Telefon geht aus….Felix versucht mehrmals eine Verbindung herzustellen.

(Verbindungs-Fehler)

FELIX Verdammt.

Felix packt das Telefon weg.

FELIX Kelly, hey, was ist los? Kelly?

KELLY Felix, er ist tot, oh Gott, er ist tot!

FELIX Wer? Wer, Kelly?

KELLY Das Baby.

KELLY Ich bin krank… kann nicht mal mehr stehen. Oh, Felix. Ich liebe dich so sehr.

FELIX Kelly? Was um Himmels willen ist los?

KELLY Alle, alle… Starkes Rauschen.

KELLY Keine Internetverbindung mehr. Oh Gott, Felix, draußen vorm Fenster sieht es aus wie die Zombie-Apokalypse…

FELIX Bleib wo du bist Kelly!

(Verbindungsfehler, Felix ruft den Notruf, geht online, Nachrichtenseiten Timeout)

FELIX WÄHLE NOTRUF! … SHIT!

VAN Felix, was ist los?

FELIX Oh Gott, es ist was passiert. Ich muss sofort nach Hause fahren.

VAN Fahr heim! Ich krieg das hier schon hin.

VAN WTF!

VAN Der Fernsehturm stürzt ein!!!

(Gruppe von Kollegen kommt hinzu)

SYSADMIN Was ist passiert?

VAN Der Fernsehturm ist eingestürzt.

SYSADMIN War das etwa das Virus?

FELIX Der Wurm? Was??

VAN Welcher Virus?

SYSADMIN Kein Wurm. Ich habe eine E-Mail bekommen, in der steht, dass die ganze Stadt unter Quarantäne gestellt ist. Biowaffen, heißt es.

VAN Biowaffen?

FELIX Wir können hier nicht mehr raus aus dem Gebäude.

VAN Was ist mit Kelly?

FELIX Wir müssen das im Serverraum abwarten.

VAN Felix, du musst nach Hause.

FELIX Es ist eine Biowaffe. Ein Killervirus. Wir werden überleben, glaube ich – so lange die Filter halten.

VAN Was?

FELIX Wir müssen in den IRC.

(IRC)

> Pentagon weg / Das Weiße Haus auch

> MEIN NACHBAR KOTZT BLUT VON SEINEM BALKON HERUNTER HIER IN SAN DIEGO

> Jemand hat die Gherkin umgestoßen, Banker fliehen aus der City wie Ratten.

> Ich hab gehört die Ginza brennt.

> Felix  Ich bin in Berlin. Wir haben nur gesehen, dass der Fernsehturm eingestürzt ist. Ich habe von Biowaffen gehört, irgendwas sehr Schnelles.

VAN Wir wissen nicht, wie schnell es ist, Felix. Vielleicht sind wir alle schon seit drei Tagen infiziert."

FELIX Wenn dem so wäre, hätten sich schon ein paar Symptome gezeigt, denke ich.

> Sieht so aus, als hätte ein EMP Hong Kong und Paris ausgeschaltet – Auf den Echtzeit-Satellitenbilder sind sie komplett dunkel und keiner der Netzblöcke dort routet.

> Seid ihr in Berlin?

> Felix  Ja – in der Rungestraße

> Meine Schwester ist an der Uni und ich kann sie nicht erreichen – kannst du versuchen sie anzurufen

> Felix  Telefonleitung geht nicht ...

VAN Mir fällt gerade ein, ich hab noch ’ne VoIP-über Barney hier

(Startet seine Voice-over-IP App – Kopfhörer)

VAN Auch tot. Verdammte Scheiße. Ist das jetzt der Weltuntergang?

Szene 6 – Im IRC

Felix, Van , dazu per IRC Will

vor dem Serverraum

(IRC mit Scaredy [einziger eingeloggter Benutzer])

> Felix  Hör auf meinen Server zu scannen!

> Will  Bist du im Datenzentrum in der Rungestraße?

> Felix  Ja

> Will  Oh Gott, ich dachte, ich wäre der letzte Überlebende. Ich bin im dritten Stock. Ich glaube draußen gab es einen Biowaffen-Anschlag. Ich will den Reinraum nicht verlassen.

> Felix  Scannst du mich, damit ich dich zurückverfolge?

> Will  Jupp.

> Felix  Clever. Ich bin im fünften Stock, wir sind zu zweit.

> Will  Was wisst ihr?

(VAN kränkelt, steht auf um zu gehen.)

FELIX Van? Kumpel?

VAN Ich muss mal pinkeln.

FELIX Du machst auf keinen Fall diese Tür auf. Nimm den Mülleimer.

VAN Alles klar…

> Felix  Ich bin Felix.

> Will  Will.

VAN Felix, ich glaube ich muss raus.

FELIX Van. Sieh mich an, Van.

VAN Ich muss los. Ich muss nach Hause und die Katzen füttern.

FELIX Hör mir zu: Da draußen ist irgendwas, was verdammt Schnelles und Tödliches. Vielleicht wird es der Wind wegwehen. Vielleicht ist es schon weg. Aber wir bleiben hier sitzen, bis wir uns sicher sind, oder nis wir keine andere Wahl mehr haben. Setz dich hin, Van. Setz dich.

VAN Mir ist kalt.

FELIX Setz dich neben die Server, an die Lüftungsschlitze. Hol dir die Abwärme!

> Will  Bist du noch da?

> Felix  Immer noch, ja. Versuchen gerade uns ein wenig zu organisieren.

> Will  Wie lange noch, bis wir raus können?

> Felix  kP

Szene 7 – Im Serverraum mit Talknerdy

Felix, Van, dazu Talknerdy

vor dem Serverraum

FELIX Sie sind tot, Van. Kelly und mein kleiner Sohn. Meine Familie ist weg.

VAN Das kannst du doch nicht genau wissen.

FELIX Ich bin mir sicher genug. Verdammt, es ist alles vorbei, oder?

VAN Wir sitzen das hier noch ein paar Stunden aus und machen uns dann auf. Das sollte sich ja alles bald wieder normalisieren. Die Feuerwehr wird das regeln. Sie werden das THW mobilisieren. Es wird alles gut.

(Tür geht auf, Talknerdy kommt herein)

TALKNERDY Los kommt schon. Wir versammeln uns alle hier. Wenn es eine Biowaffe im Gebäude gibt, sind wir alle schon infiziert. Also los, wir besprechen uns jetzt.

FELIX Da ist noch einer auf der dritten Etage.

TALKNERDY Will, ja, den haben wir schon. Der kommt gleich.

Szene 8 – Die Versammlung

Felix, Van, Talknerdy, Will

vor dem Serverraum

TALKNERDY Ich bin Uri Popovich, und das ist Diego Rosenbaum. Ich danke euch allen, dass ihr gekommen seid. Das ist, was wir sicher wissen: Seit drei Stunden läuft alles hier im Gebäude über die Generatoren. Die optische Evidenz sagt uns, dass wir das einzige Gebäudein der Innenstadt von Berlin sind mit funktionierendem Strom. Der dürfte für weitere drei Tage halten.

Vor der Tür wütet eine Biowaffe unbekannter Herkunft. Sie tötet schnell, innerhalb weniger Stunden, und verteilt sich als Schwebeteilchen in der Luft.

Man bekommt es also, indem man schlechte Luft atmet. Seit fünf Uhr früh hat keiner die Außentüren von diesem Gebäude geöffnet. Und es wird auch keiner die Türen öffnen, bis ich grünes Licht dafür gebe.

Die Angriffe auf Großstädte in der ganzen Welt haben die Einsatzkräfte in völliges Chaos gestürzt. Wir reden hier von elektronischen, biologischen, nuklearen und konventionellen Sprengstoffen, und zwar in großen Mengen.

Ich bin Security-Experte, und wo ich herkomme, werden Angriffe dieser Art in der Regel als opportunistisch angesehen: Gruppe B sprengt eine Brücke, weil jeder gerade damit beschäftigt ist, die Schmutzige Bombe von Gruppe A zu vereiteln. Eigentlich geschickt.

Eine Zelle von Aum Shin Rikyo in Seoul hat die dortige U-Bahn gegen 02.00 EST mit einem Giftgas-Anschlag belegt. Das ist das erste Ereignis, das wir ausmachen konnten. Das wird aber eher der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Denn man kann ziemlich sicher sagen, dass Aum Shin Rikyo nicht hinter dieser Art von Chaos stecken kann. Sie haben keinerlei Vorgeschichte in Cyberwarfare und haben auch noch nie ausreichend organisatorisches Geschick an den Tag gelegt, um so etwas – mit mehreren Zielen gleichzeitig – durchzuziehen. Einfach gesagt, sind sie nicht schlau genug.

Also: wir mauern uns hier für die absehbare Zukunft ein, zumindest bis die Biowaffe identifiziert oder verstreut ist. Wir werden die Serverschränke besetzen und das Netz aufrechterhalten. Das sind kritische Infrastrukturen, und wir müssen sicherstellen, dass es weiterhin fünf Neuntel Uptime hier gibt! In Zeiten des nationalen Notstands verdoppelt sich unsere Verantwortung genau das zu tun.

WILL Wer ist eigentlich gestorben und hat dich zum König gemacht?

TALKNERDY Ich habe Zugriff auf das zentrale Sicherheits-System, die Schlüssel von allen Serverräumen und die Passwörter für die Außentüren. Sie sind jetzt alle elektronisch gesperrt. Ich bin derjenige, der alle hier hoch geholt hat und das Treffen einberufen hat. Es ist mir egal, wenn jemand von euch diesen Job haben will, bitte, denn der Job ist beschissen. Aber jemand muss ihn machen.

WILL Stimmt. Und deshalb kann ich es genauso gut machen wie du. Ich heiße Will Sario.

TALKNERDY Nun, vielleicht lässt du mich ausreden, und dann überlasse ich dir vielleicht die Dinge, wenn ich fertig bin.

WILL Sprich ruhig weiter, nur zu.

TALKNERDY Ähm. Also, ja, das ist, was wir tun werden.

WILL Oh. Bin ich jetzt dran?

Schweigen

WILL Die Welt geht vor die Hunde. Jedes Stück Infrastruktur wurde koordiniert angegriffen und die einzige Möglichkeit, etwas zu organisieren ist und bleibt das Internet.

Selbst wenn ihr die These, dass die folgenden Angriffe opportunistisch waren, glaubt, müssen wir uns fragen, wie so ein opportunistischer Anschlag in Minuten organisiert werden könnte: über das Internet.

TALKNERDY Meinst du etwa, wir sollten das Netz herunterfahren??

WILL Wir haben letzte Nacht einen Angriff gesehen, der das Internet fast getötet hätte. Ein kleiner DoS auf wichtige Router, ein bisschen DNS-Foo, und schon bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus. Die Cops und das Militär sind doch ein Haufen technophober, unbedarfter Endbenutzer, die sich eh kaum aufs Netz verlassen. Wenn wir das Internet ausschalten, benachteiligen wir die Angreifer eher, als wir die Verteidiger belästigen. Wenn wir aus dem Gröbsten raus sind, können wir es ja wieder aufbauen.

TALKNERDY Du willst mich doch verarschen!

WILL Es ist das einzig Logische. Viele Leute mögen einfach nicht logisch denken, wenn sie harte Entscheidungen zu treffen haben. Das ist aber ein Problem der Menschen, nicht der Logik.

Alle unterhalten sich wild durcheinander.

FELIX, VAN ROSENBAUM, VAN (gleichzeitig) Das ist nicht logisch. Was für ein Schwachsinn. Das geht doch nicht. Doch genau das …

TALKNERDY Haltet die Klappe!

TALKNERDY Nacheinander.

FELIX Mein Name ist Felix Tremont. Ich möchte euch was vorlesen.

‘Regierungen der Industriellen Welt, ihr müden Riesen aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, dem neuen Zuhause des Geistes. Als Vertreter der Zukunft bitte ich euch aus der Vergangenheit, uns in Ruhe zu lassen. Ihr seid nicht willkommen unter uns. Ihr habt keine Souveränität, wo wir uns versammeln.

Wir besitzen keine gewählte Regierung, und wir werden wohl auch nie eine bekommen – und so wende ich mich mit keiner größeren Autorität an Euch als der, mit der die Freiheit selber spricht. Ich erkläre den globalen sozialen Raum, den wir errichten, als gänzlich unabhängig von der Tyrannei, die Ihr über uns auszuüben anstrebt. Ihr habt hier kein moralisches Recht zu regieren noch besitzt Ihr Methoden, es zu erzwingen, die wir zu befürchten hätten.

Regierungen leiten Ihre gerechte Macht von der Zustimmung der Regierten ab. Unsere habt Ihr nicht erbeten, geschweige denn erhalten. Wir haben Euch nicht eingeladen. Ihr kennt weder uns noch unsere Welt. Das Netz liegt nicht innerhalb Eurer Hoheitsgebiete. Glaubt nicht, Ihr könntet es gestalten, als wäre es ein öffentliches Projekt. Ihr könnt es nicht. Der Cyberspace ist ein natürliches Gebilde und wächst durch unsere kollektiven Handlungen.’

Das ist aus der Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace. Es wurde 1996 von John Perry Barlow geschrieben. Ich fand damals, das war einer der schönsten Texte, die ich je gelesen hatte. Ich wollte mein Kind in einer Welt aufwachsen sehen, in der das Netz frei ist, und wo diese Freiheit die reale Welt infiziert, so dass das Reallife viel freier werden würde.

Mein Sohn und meine Frau sind heute gestorben. Und Millionen andere. Unsere Stadt ist wortwörtlich in Flammen aufgegangen, andere Städte wurden komplett von der Landkarte ausradiert.

Überall auf der Welt sind Menschen wie wir in Gebäuden wie diesem hier versammelt. Sie haben gerade versucht, sich von dem Wurm letzte Nacht zu erholen, als die Angriffe anfingen.

Aber wir haben Strom. Nahrung. Wasser.

Und: wir haben das Netzwerk, das die bösen Jungs so gut zu nutzen wissen und die guten Jungs nie kapiert haben.

Wir teilen diese Liebe zur Freiheit, die die Wartung dieses Netzwerkes benötigt. Wir Sysadmins sind verantwortlich für das wichtigste Tool, das Organisationen und Regierungen in aller Welt je gesehen haben. Wir sind also das, was einer Regierung auf dieser Welt im Moment am nächsten kommt.

Genf ist ein einziger Krater. Der East River brennt und das UN-Gebäude wurde längst evakuiert. Nur die Dezentrale Republik Cyberspace hat diesen Sturm im Grunde unversehrt überstanden.

Wir sind die Wächter einer unsterblichen, monströsen und wundervollen Maschine, eine, die eine bessere Welt aufbauen kann. Ich habe nichts mehr als das, wofür ich lebe.

TALKNERDY Wie stellen wir’s an?

Szene 9 – QueenKong im IRC

Felix, QueenKong

IRC

> Felix  Wir könnten die Abstimmungsfunktion der Newsgroups benutzen, um regionale Wahlen abzuhalten.

> Felix  Dann wählen wir regionale Abgeordnete, welche einen Premierminister bestimmen werden.

> Felix  Ich denke, wir sollten die Wahlen so bald wie möglich abhalten. Spätestens morgen. Wir können ohne Zustimmung der Regierten nicht gerecht bestimmen.

> QueenKong  Ihr spinnt doch. Zustimmung der Regierten?!? Wenn mich nicht alles täuscht, kotzen die meisten Menschen gerade ihre Eingeweide aus, verstecken sich unter Tischen oder irren mit post-traumatischen Schäden durch die Straßen. Wann sollen DIE denn wählen, srsly?

> Felix  Wer bist du eigentlich?

> QueenKong  QueenKong aus Mountain View, Kalifornien.

> Felix  DIE QueenKong von Google?

> QueenKong  Yup. Wir versuchen das hier am Leben zu halten. Unser Hauptarchiv ist tot, der Mirror in Amsterdam lebt aber noch. Einige der Großen sind schon down, Amazon ist tot. Und ich habe keine Lust drauf, dass mit Google dasselbe passiert.

Szene 10 – Serverraum

Will, Van, Felix

vor dem Serverraum

WILL (wirft Mateflasche um, Van wacht auf)

WILL Scheiße. Premierminister des Cyberspace? Warum nicht gleich Großmufti des Globalen Datennetzwerks? Das ist irgendwie würdevoller, klingt cooler und wird dich genauso weit bringen.

VAN Schnauze, Will. Du wolltest das Internet ausknipsen.

WILL Falsch, ich will das Internet ausknipsen. Präsens.

FELIX Guck mal Sario, wenn du meine Agenda nicht magst, leg eine eigene an. Es gibt genug Leute, die denken, dass ich spinne, und ich respektiere sie dafür, weil sie alle entweder gegen mich antreten oder einen anderen unterstützen. Ihre Entscheidung. Was aber nicht auf der Tageskarte steht ist Jammern und Beschweren. Poste deine eigene Agenda oder jetzt ab ins Bett.

WILL Ach fickt euch doch, ich bin raus hier.

FELIX Ich dachte schon, den werden wir gar nicht mehr los.

QUEENKONG (aus dem Off) Spiel mal bitte die Backups von letzter Woche ein.

Szene 11 – Stress-Ekzem

Felix, Van

vor dem Serverraum

FELIX Was machst du da?

VAN Nichts. … Äh. Kratzen. Verdammt, das juckt wie verrückt.

FELIX (googelt) Konnte ein Stress-Ekzem sein.

VAN Ich habe kein Ekzem.

FELIX (zeigt Fotos) Atopisches Ekzem.

VAN (zieht Ärmel hoch) Ich hab ein Ekzem.

FELIX Hier steht, gut mit Feuchtigkeit versorgen und mit Cortison-Creme behandeln. Wir können mal in den Verbandskasten in der Toilette schauen. Ich glaube, ich hab da was gesehen.

FELIX Und ich schreibe mal an die Mailingliste wegen einer Creme.

VAN Danke. Viel Glück bei der Wahl.

Szene 12 – QueenKong im IRC

Felix, QueenKong

IRC

(IRC – Lange Unterhaltung mit QueenKong)

> QueenKong  Aufgeregt?

> Felix  Nope. Ist mir ehrlich gesagt egal, ob ich gewinne. Ich bin nur froh, dass wir es machen. Die Alternative war rumsitzen, Däumchen drehen und darauf warten, dass wir durchdrehen und die scheiß Tür öffnen.

> Felix  Oh, China ist noch da.

> QueenKong  China läuft zu über 90% normal.

> Felix  Glaubst du ernsthaft, sie sind dafür verantwortlich?

>QueenKong Nein.

> QueenKong  Nein, natürlich nicht. Ich glaube Popovichs Theorie. Das war ein Haufen Arschlöcher, die den Rest zur Deckung verwendet haben. Aber China hat sie härter und schneller erledigt als irgendwer sonst. Vielleicht sehen wir gerade, wozu totalitäre Staaten in der Lage sind.

> Felix  Du kannst froh sein, dass dein Chef nicht mitliest. Ihr wart doch ziemlich enthusiastisch beteiligt an der Great Firewall of China.

> QueenKong  Pffff, war ja nicht meine Idee. (Pause)

> QueenKong  Und mein Chef ist tot. Sind wahrscheinlich alle tot. Die gesamte Bay Area wurde schwer getroffen und dann gabs ein Erdbeben.

> Felix  Sorry, hat ich vergessen.

> QueenKong  nP. Wir haben alle wen verloren, oder?

> Felix  Ja. Jedenfalls mach ich mir keine Sorgen wegen der Wahl. Wer auch immer gewinnt: Zumindest können wir IRGENDWAS tun.

> QueenKong  Nicht wenn sie einen der Idioten wählen.

> Felix  Werden sie nicht. Sie sind bloß müde. Deine Unterstützung wird den Sieg davontragen. Muss los, cu l8r.

QUEENKONG (aus dem Off) Laufen die neuen Appliances?

Szene 13 – Die Wahl

Van, Felix

vor dem Serverraum

VAN Hast du noch was zu essen?

FELIX Ein einziger Powerriegel ist noch übrig.

VAN Oh.

FELIX Hier. Wählen Sie Felix!

VAN OK, ich würde dir den gern zurückgeben und sagen: Nein, nein, das könnte ich niemals. Aber ich bin so verdammt hungrig, also nehme ich den jetzt einfach und esse, OK?

FELIX Völlig OK. Lass es dir schmecken.

VAN Wie läuft’s mit den Wahlen?

FELIX Keine Ahnung. Habe schon eine Weile nicht mehr geschaut.

WILL Sie werden dich grillen.

(Pause)

WILL Und gewinnen wird jemand, der ein paar grundlegende Fakten verstanden hat.

Punkt eins: Die Terroristen nutzen das Internet, um die Welt zu zerstören, und daher müssen wir erstmal das Internet zerstören.

Punkt zwei: Selbst wenn ich daneben liege, ist das Ganze lächerlich. Der Generator-Kraftstoff wird uns früh genug ausgehen.

Punkt drei: Und wenn er es nicht tut, wird es daran liegen, dass die alte Welt zurück ist, und funktioniert, und sich einen Dreck um deine schöne neue Welt schert.

Punkt vier: Uns gehen die Nahrungsmittel aus, noch bevor uns der Schwachsinn zum Streiten oder die Gründe, nicht nach draußen zu gehen, ausgehen. Wir haben hier die Gelegenheit, etwas zu tun, das der Welt beim Wiederaufbau helfen kann: Wir können das Netz jetzt abschießen und damit den bösen Jungs ihr Werkzeug wegnehmen.

Aber wir können natürlich einfach noch ein paar Liegestühle auf dem Deck deiner persönlichen Titanic herumrücken, im Dienste dieses süßen Traumes vom ‚unabhängigen Cyberspace’.

WILL (zu VAN) Das ist so ekelhaft. Wir atmen hier Umluft, weißt du. Was auch immer für eine Lepra dich gerade auffrisst, sie weiträumig über die Luftzufuhr zu verteilen ist ziemlich asozial.

VAN Du bist die weltweit führende Autorität in Sachen asoziales Verhalten, Sario. Geh weg, sonst erstech ich Dich mit meinem Leatherman.

WILL Ja, klar, ich bin asozial. Ich habe Asperger und schon vier Tage lang keine Medikamente genommen. Was ist deine scheiß Ausrede?

VAN Tut mir leid, konnte ich ja nicht wissen.

WILL Na du bist witzig. Ich würde wetten, dass drei Viertel von diesem Haufen hier Borderline-autistisch ist. Ich? Ich bin nur ein Arschloch. Aber wenigstens scheue ich mich nicht, die Wahrheit zu sagen, und deswegen bin ich auch nicht so ein Spacken wie du."

VAN Vollidiot. Verpiss dich.

QUEENKONG (aus dem Off) Wooooohooooooo, Felix hat gewonnen!

Szene 14 – Talknerdy und Rosenbaum gehen raus

Felix, Talknerdy, Van, Rosenbaum

vor dem Serverraum. Vor der Tür die nach draußen führt, Talknerdy will raus.

TALKNERDY Da müssen wir wohl gratulieren. Erster Premierminister des Internets.

FELIX Danke.

TALKNERDY Wir machen die Türen auf.

FELIX Oh, holt ihr mehr Sprit? Wir können ein Team bilden, das wär doch eine Idee.

ROSENBAUM Wir gehen um unsere Familien zu finden. Was auch immer da draußen war, hat sich erschöpft. Oder auch nicht. So oder so, hier gibt es keine Zukunft mehr für uns.

FELIX Was ist mit der Netzwerk-Administration? Wer wird die Router am Laufen halten?

TALKNERDY Wir geben dir alle Root-Passwörter.

FELIX Und ich bleibe einfach hier und halte alles online?

TALKNERDY Du und wen auch immer das noch interessiert.

FELIX Ich kann dich nicht aufhalten.

TALKNERDY Nein, das kannst du nicht.

ROSENBAUM Danke, Felix. Es war ein schöner Traum. Vielleicht ist es das immer noch. Vielleicht finden wir ja etwas zu essen und Benzin und kommen wieder.

VAN Machts gut.

Talknerdy tippt den Türcode ein…

…und beide tun so als ob sie ersticken., fallen um…danach fangen sie schallend an zu lachen.

FELIX SCHEIßE!

VAN Mann, die Jungs sind echt krank. Die haben doch alle Lack gesoffen!

FELIX Ich fand’s eigentlich ziemlich lustig.

VAN Verdammt hab ich Hunger.

FELIX Dein Glück, jetzt haben wir jetzt ein paar mehr Vorratspackungen.

VAN Ich sag doch, du bist zu gut zu dem Fußvolk, Herr Präsident.

FELIX Premierminister. Und du bist kein Fußvolk, sondern stellvertretender Premierminister. Du bist mein designierter Kordeldurchtrenner und Aushändiger von übergroßen Schecks.

VAN Juhu, endlich ein richtiger Job!

Szene 15 – Spam

Felix, QueenKong (IRC Chat), Van , Will

vor dem Serverraum

FELIX & QUEENKONG CHAT

> QueenKong  Die Hälfte meines Teams ist heute morgen abgehauen.

> Felix  Wir haben uns auf ein Viertel verringert.

>\  Äh, hi. Ich bin nur ein kleiner Windows-Admin und mir sind gerade vier Router abgeraucht. Irgendein selbstgehackter Abrechnungsprozess läuft Amok und startet tausende Kindprozesse. Ich wollt ihn gerade killen, aber er weigert sich. Muss ich irgendeinen Zauberspruch auf dieser verdammten Weenix wirken, um den Scheiß zu stoppen. Der Typ, der das Ding geschrieben hat ist so ziemlich tot.

> Will  Hi, hast schon $killall -9 <prozess_name>; versucht? Ohne Flag “bittest” du den Prozess nur, sich selbst zu beenden(SIGTERM). Mit -9 (SIGKILL) wird er vom Betriebssystem einfach gekillt ohne zu fragen. Cya, sc4rady

VAN zu Felix Hätt ich ihm gar nicht zugetraut…

FELIX Sario, ich dachte, du wolltest das Netzwerk tot haben. Warum hilfst du den Microsoft-Heinis ihre Kisten zu fixen?

WILL Oh, Herr Minister, vielleicht kann ich es einfach nicht mit ansehen, wenn ein Rechner in den Händen von Amateuren leiden muss.

> Felix  Wie lange?

> QueenKong  Seit ich das letzte Mal geschlafen hab? Zwei Tage. Seitdem wir keine Heizung mehr haben? Drei Tage. Seitdem wir nichts mehr zu Essen haben? Zwei Tage.

> Felix  Ich hab letzte Nacht auch nicht geschlafen. Wir sind ein bisschen unterbesetzt hier.

> Ich bin Monica, lebe in Brandenburg und bin gelangweilt von meinen Hausaufgaben. Willst du Bilder von mir haben?

> QueenKong  Orrrrrr, wieso wird der Spam nicht weniger? Die Hälfte aller verdammten Datencenter ist vom Netz.

FELIX Sario, hast du noch was zu Essen?

WILL Ihr werdet keine weiteren Mahlzeiten verpassen, Eure Exzellenz.

VAN zu Felix Was für ein Trottel.

VAN Du siehst aber ganz gut genährt aus, Mann.

QUEENKONG (aus dem Off) Junge, die Klimaanlage erreicht gleich ihr Limit.

(Chat mit QueenKong, Spam-Diskussion)

> Felix  Hey Kong, alles okay?

> QueenKong  Alles okay, musste nur ein paar Ärsche treten.

FELIX Was macht der Traffic, Van?

VAN Seit heute Morgen 25 Prozent runter.

> Felix  Der Spam ist noch da, weil die Anti-Spam-Dienste noch schneller zusammenbrechen. Der ganze Antiviren-Kram ist an wenigen Stellen zentralisiert und die Malware ist auf Millionen Zombie-Rechnern. Wenn doch bloß die ganzen DAUs ihre Heimrechner ausgeschaltet hätten, bevor sie weggerannt oder umgekippt sind...

> QueenKong  Wenn das so weitergeht, routen wir beim Abendessen nichts weiter als Spam.

VAN (liest mit) Deswegen. Ich glaube sogar, es wird noch früher als gedacht eintreffen. Felix, ich glaube keiner würde merken, wenn wir jetzt einfach hier abhauen.

FELIX Trinkst du auch genug Wasser?

VAN Den ganzen verdammten Tag lang, alle 10 Sekunden. Das alles nur, um irgendwas im Magen zu haben.

VAN Ich muss hier raus. Ich kann die Scheiss Schokoriegel nicht mehr sehen. Und außerdem brauch ich endlich eine Cortisoncreme.

FELIX Ok, es muss wohl sein. Wir gehen raus.

FELIX Lass uns mit Sario reden.

Szene 16 – Felix und Van gehen raus

Will, Felix, Van

vor dem Serverraum

FELIX Will, wir müssen los.

WILL Das wars dann also, du willst das alles auseinander fallen lassen?

FELIX Sario, du verarscht mich doch. Du wolltest doch den verdammten Stecker ziehen!

WILL Ja, ich wollte ein sauberes Ende. Ich wollte es nicht ausbluten lassen und mit Keuchen und Spucken endlos umkippen lassen. Ich wollte, dass es eine Willensbekundung der Weltgemeinschaft der Wächter ist. Ich wollte eine lebensbejahende Gemeinschaftshandlung von menschlicher Hand. Nicht, dass Entropie und Schadcode und Würmer gewinnen. Scheiß drauf, das ist es doch, was da draußen gerade passiert.

FELIX Alles zerfällt, wie es das immer tut.

WILL Nein! Wenn wir das Netz langsam sterben lassen, werden Teile davon online bleiben, vielleicht Monate, vielleicht Jahre lang. Und was wird drin laufen? Malware, Würmer, Spam, und wildlaufende System-Prozesse. Die Dinge, die wir benutzen wollen, erfordern ständige Wartung, sonst fallen sie auseinander. Die Dinge aber, auf die wir gut verzichten könnten, reproduzieren sich selbst und halten sich ewig. Wir werden das Netz hinter uns lassen wie einen mit Giftmüll zugeschütteten Tagebau.

Das wird unsere verdammte Altlast werden, das Erbe von jedem einzelnen Tastendruck, den du (zu Felix) und du (zu Van) und ich und alle überall jemals getippt haben. Versteht Ihr? Wir lassen gerade zu, das Internet langsam sterben zu lassen wie einen lahmen Hund, statt ihm einmal sauber durch den Kopf zu schießen.

VAN Will, du liegst nicht falsch, aber du liegst auch nicht richtig. Das Netz, auch wenn es hinkt, online zu lassen, ist richtig und wichtig. Wir werden alle noch eine lange Zeit hinken, und vielleicht wird es irgendwann mal jemandem nützlich sein. Wenn auch nur ein Paket von einem Nutzer zu einem anderen Nutzer weitergeleitet wird, irgendwo auf der Welt, dann hat es seine Aufgabe erfüllt.

FELIX zu Will Wenn du einen sauberen Todesschuss willst, kannst du das machen. Ich bin der Premierminister und beschließe das jetzt so. Ich gebe dir Root.

(Felix händigt Root-Passwörter aus)

QUEENKONG (aus dem Off) Hey, hey, Klima ist immer noch 2 Grad über Norm. Und kannst du mir ne Dose Ravioli aus’m Lager holen?

Szene 17 – Abschied

Felix, QueenKong (IRC), Will, Van

(FELIX & QUEENKONG chatten über Abschied)

> Felix  Wir hauen ab, Kong. Sprit ist sowieso fast alle.

> QueenKong  Ja, scheint das Vernünftigste zu sein. Es war mir eine Ehre, Herr Premierminister.

> Felix  Wird es dir gut gehen?

> QueenKong  Ich hab mir einen jungen Sysadmin geschnappt, der sich um meine weiblichen Bedürfnisse kümmert und wir haben ein weiteres Lager Essen gefunden, dass für ein paar Wochen reichen sollte, jetzt wo wir nur noch 15 sind – mir geht’s erstaunlich gut eigentlich.

> Felix  Du bist unglaublich, QueenKong, ernsthaft. Spiel nur nicht die Heldin. Wenn du gehen mußt, geh. Irgendwas muss es draußen geben.

> QueenKong  Leb wohl Felix, ernsthaft. Btw, hab ich dir erzählt, dass es wieder Queries in Rumänien gibt? Vielleicht kommen sie wieder zurück auf ihr Füße.

> Felix  Echt?

> QueenKong  Ja, echt. Wir sind echt schwer zu töten. Uns kriegt man nicht so schnell tot.

FELIX Queries aus Rumänien.

VAN Sie sind wieder online.

> Felix  Passt drauf auf, OK? Wir kommen irgendwann wieder.

WILL Viel Glück.

FELIX Dir auch. Vielleicht hattest du Recht.

WILL Vielleicht.

FELIX Wirst du den Stecker ziehen?

WILL Mal sehen.

FELIX (zu VAN) Komm, lass uns mal eine Apotheke suchen.

FELIX Auf dem Alex gibt’s eine Apotheke. Wir werfen einen Ziegelstein durchs Fenster und suchen Cortison.

VAN Du bist der Ministerpräsident. Geh ruhig vor.

FELIX Premierminister.

Felix tippt PIN-Code ein…

Szene 18 – Hunger und Gewalt

Neue Welt

Blaise, Julia, Lucy

in der Bar: Tisch, 2 Stühle, Glas, Whisky Flasche, Servietten..

Blaise und Julia wollen in diese Bar. Sie haben Hunger.

Julia fummelt an ihrem Stoffbeutel.

Beim Eintreten entstehen Geräusche, die Lucy aufhören lassen. Sie sucht schnell nach etwas, dass sie zu ihrer Verteidigung einsetzen kann. Sie findet ein Messer.

LUCY Was wollen Sie? Es ist zu!

BLAISE Wir verhungern. Wir brauchen etwas zu essen.

Blaise und Julia gelangen in die Bar.

LUCY Haben Sie nicht gehört?! Die Bar ist geschlossen.

Blaise und Julia treten weiter ein.

LUCY Was wollen Sie?

BLAISE Wir verhungern. Wir brauchen etwas zu essen.

LUCY Ich habe nichts. Gehen Sie!

Julia ist von den Geschehnissen der letzten Tage extrem erschöpft, die Ablehnung der Barfrau ignorierend schleppt sie sich zum nächstliegenden Stuhl/Tisch.

LUCY Was … Junge Frau, was wollen Sie? Gehen Sie! Ich habe nichts.

Blaise schleppt sich in Richtung Bar.

BLAISE Das glaube ich nicht. Du musst etwas haben.

Julia bekommt das alles nicht so wirklich mit. Sie beginnt in ihrem Beutel zu kramen.

Blaise nähert sich weiterhin der Bar. Er schaut ab und zu zu Julia.

BLAISE Ich habe… Ich habe Geld… Zum Tauschen. Wir können tauschen. Für etwas zu essen.

Um sich zu versichern, dass alles noch da ist, kippt Julia den Inhalt auf den Tresen. Im Anschluss sortiert sie den ausgekippten Inhalt.

LUCY Geld? Wozu brauche ich jetzt noch Geld? Das ist die Apokalypse.

BLAISE Was brauchst du? Was kann ich dir geben?

LUCY Nichts. Meine Familie und meine Freunde? Ich weiß nicht, wie es ihnen geht. Ob sie überhaupt noch leben.

Blaise hört aufmerksam zu. Auf die psychologische Tour versucht er Vertrauen zu gewinnen.

BLAISE Wie heißt du?

LUCY Warum willst du das wissen? Das geht dich nichts an.

BLAISE Okay, dann nenne ich die Leia. So, Leia, vielleicht kann ich dir doch helfen. Vielleicht habe ich deine Freunde draußen gesehen.

LUCY Das ist Blödsinn. Wie willst du meine Freunde erkennen? Warum sollte ich dir vertrauen?

BLAISE “Ich war draußen. Warst du es auch? Es gibt andere Menschen, die leben. Woher kommst?

LUCY Das spielt überhaupt keine Rolle!

BLAISE Sag’ es mir. Es kann doch gut sein, dass ich jemanden, den du kennst, draußen gesehen habe. Ich kann dir helfen!

Blaise erkennt, dass seine Strategie nicht funktioniert. Er nähert sich immer weiter der Bar. Es wird zunehmend aggressiver zwischen Lucy und Blaise. Er erreicht die Bar und will hinter den Tresen greifen. Es bricht ein Gerangel zwischen Lucy und Blaise aus. Beide schreien sich gegenseitig an. Julia schreckt auf. Es herrscht kurzfristig Chaos. In dem Gerangel wird Blaise verletzt. Lucy gerät kurzfristig in Panik.

LUCY Was? Das wollte ich nicht. Scheiße.

Julia hat den Tumult mitbekommen und ist hochgradig verwirrt über das Geschehen.

Julia findet nur ihren Stoffbeutel in ihrer unmittelbaren Nähe und drückt diesen auf Blaise’ Wunde, um die Blutung zu stillen.

JULIA Der Mensch ist des Menschen Wolf! Darum bringen wir uns alle gegenseitig um?! Das kann doch nicht sein!”

JULIA (zu Lucy) Es hört nicht auf.

Blaise gibt Geräusche des Schmerzes von sich. Julia ist unsicher, was zu tun ist.

JULIA (zu Blaise) Es können doch nicht alle sterben!

Lucy erwacht aus Schockstarre

LUCY Am Ende der Straße ist eine Apotheke. Wir brauchen Mull.

Lucy stützt den verletzten Blaise, Julia schnappt sich noch die wichtigsten Bücher und alle verlassen die Bar in Richtung Apotheke.

Szene 19 – In der Apotheke

Neue Welt

Rosa, Frau Martin, Julia, Blaise, Lucy

in der Apotheke

Frau Jeschke sitzt wieder am Tisch und kontrolliert das jetzt unvollständige BtM-Register

Lucy betritt eilig, gefolgt von Blaise und Julia die Apotheke

LUCY Rosa, ich hab Scheiße gebaut, ich hab jemanden verletzt!

Blaise stöhnt

Julia ist recht teilnahmslos, immer noch geschockt, hält den blutigen Beutel

ROSA ohne aufzuschauen Lucy, was ist denn passiert?

Blaise stöhnt lauter, Lucy stammelt

LUCY stottert aufgeregt Es ist einfach passiert. Ich hab das Messer genommen und dann hab ich ihn auch schon erwischt. Tu doch was!

Erst jetzt sieht Frau Jeschke das Blut an Lucys Händen und den verletzten Blaise und springt auf

ROSA Das … das … das hier ist eine Apotheke und keine Notaufnahme!

Frau Martin, Frau Martin!

FLO kommt aus dem Hinterraum der Apotheke herein

Frau Martín!

ROSA Frau MArtin, sie können so etwas. Sie kümmern sich um den Mann!

schiebt Flo zwischen sich und den Verletzten und tritt zurück

FLO zu Blaise Ich kümmere mich um Sie, das sieht auch gar nicht so schlimm aus.

FLO zu Lucy Die Wunde ist nicht so tief, das kann ich gut verbinden. Machen sie sich keine Sorgen.

ROSA gibt Flo Mullbinden, Desinfektionszeug und Kompressen und geht dann ab

LUCY fängt sich Ich kann die Bar nicht so lange allein lassen. (zu Blaise) Aber vielleicht finde ich ja doch noch etwas Essbares dort für dich

Lucy schaut Blaise schuldbewusst an und verlässt die Apotheke, dieser stöhnt nur.

Rosa kommt wieder, bewaffnet mit einem Eimer Wasser und Lappen

ROSA hier ist alles voller Blut, wie soll ich denn das wegbekommen?

beugt sich auf alle viere und fängt an, manisch und vor sich hin murmelnd den Boden zu wischen, dabei “reinigt” sie alles, was ihr in den Weg kommt, auch z.B. Julias Schuhe

Julia, die vorher recht teilnahmslos scheint bemerkt das Blut jetzt auch und wird an ihr Trauma erinnert

JULIA Das geht nicht mehr weg. Das Blut. Das bleibt. Das klebt an den Händen. Das geht einfach nicht mehr weg. Das ist wie mit dem Typen. Der war einfach plötzlich da. Und wollte meinen Beutel. Das war doch alles, was ich noch hatte. Und dann. Ich wollte das nicht. Das war ein Unfall. Der ist einfach gestolpert und dann war da dieser Stiel. Und überall Blut. Das geht einfach nicht mehr weg. Diese ganze Stadt ist voll Blut. Das klebt an den Händen.

Sie tickt während des Monologs immer mehr aus. Rosa hört nur halb zu, mosert weiter über den Dreck und moppt um alle herum. Flo ist jetzt fertig und die Wunde ist verbunden

FLO Ich hab jetzt alles getan, was ich hier tun kann, die Wunde ist verbunden, das müsste gehen. Wir haben auch bestimmt noch einiges an Penicillin hier, das geben wir Ihnen mit, dann entzündet es sich nicht. Frau Jeschke, (schaut sie mit großen Augen an, weiß dass diese nicht allein mit dem Blutenden sein will) wollen sie das vielleicht holen?"

Rosa geht wieder ab, leise murmelnd holt sie das Penicillin. Julia tickt währenddessen weiter aus und murmelt von dem Unfall / Mord

JULIA Überall. Überall ist Blut. Diese Stadt ist ein Moloch. Jeder will immer nur sein eigenes Bestes. Und am Ende werden wir uns alle gegenseitig umgebracht haben. Und überall dieses furchtbare Blut. Das kommt aus jedem Rinnstein gesprudelt und das geht einfach nicht mehr ab. Ich muss raus hier. Ich muss aus dieser Stadt.

Blaise, der jetzt fertig verarztet ist, geht zu ihr und versucht sie zu beruhigen

BLAISE Schau, es geht mir schon besser, alles halb so schlimm"

Julia murmelt weiter

BLAISE Kann ich etwas für dich tun?

Blaise will sie weiter beruhigen, fasst zuerst ihren Arm an, kommt immer näher an sie heran und umarmt sie schließlich von hinten (à la Heimlichgriff) und schließt sie eng ein.

Julia wehrt sich zuerst noch, beruhigt sich allerdings langsam, was man an immer weniger Armbewegungen erkennen kann. Zuletzt ist sie sehr entspannt und hat weniger Muskelanspannung

BLAISE Meine Tante hat eine Datsche in Erkner. Dort könnten wir doch hin.

Julia ist immer noch wie benommen und reagiert er nicht, schaut aus glasigen Augen

BLAISE Dort ist es ganz ruhig, fast keine Menschen!

Julias Augen erhellen sich, sie fängt an leicht zu nicken

BLAISE Möchtest Du dort hin?

Julia, schaut aus großen Augen jetzt direkt Blaise an und nickt einmal stark in seine Richtung. Blaise freut sich über die erste positive Reaktion Julias

BLAISE Gut, dann lass uns dorthin gehen!

Rosa ist wieder gekommen und hat Flo das Mittel gegeben. Sie murmelt weiter über das Blut und dass die beiden endlich gehen sollen

ROSA Die beiden haben hier schon genug Dreck gemacht.

Sie moppt weiter mit dem Mopp um alle herum.

Blaise geht erst zu Rosa die allerdings nicht ansprechbar ist und geht dann zu Flo

BLAISE "Danke für alles. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal wieder"

Flo lächelt , gibt ihm das Penicillin

FLO Ja, kommt gut an, wo auch immer ihr hinwollt, ich hoffe da ist es besser. Nehmen Sie das damit sich die wunde nicht entzündet.

ROSA weiter moppend Jaja, so lassen Sie sie doch endlich gehen, Frau Martin!

Blaise voller Tatendrang und Julia hinterher. Beide verlassen die Apotheke.

Rosa putzt weiter, mosert über das Blut, wird dabei aber leiser da es langsam aufgeräumter wird.

Flo räumt Reste der Mullbinden weg.

Szene 20 – Felix und Van in der Apotheke

Rosa, Felix, Van, Flo

in der Apotheke

ROSA Was wollt ihr hier? Ich brauch hier keinen Stress. Frau Martin, passen Sie auf dass nichts geklaut wird!

FLO Frau Martín!”

FELIX Bist du zufällig Ärztin?

ROSA Wir haben nichts wertvolles.

FELIX Ist ja gut, wir machen nichts. Ernsthaft bist du Ärztin oder Apothekerin?

ROSA Das hier ist eine Apotheke. Hast du eine Informatikerin erwartet?!

FELIX Nee schon klar, sorry.

ROSA (stöhnen, Augen rollen) Also, was braucht ihr denn?

FELIX Mein Name ist Felix und das ist Van.

VAN Ich brauch etwas gegen meine Entzündung hier. (zeigt Ekzem)

ROSA Bähhhh. Wie schrecklich.

VAN zu Flo Hi. Kannst du irgendwas Cortison Creme entbehren?

ROSA Entbehren ist untertrieben, ich habe hier genug Medikamente für die nächsten hundert Jahre. Das wird eher alles schlecht als dass es ausgeht. Aber habt ihr etwas zum tauschen? Ich will nicht viel, aber ich habe die Regel eingeführt , dass wir unter uns Nachbarn tauschen. Das ist ein bisschen wie Civilization spielen.

FLO (holt in der Zeit aus dem OFF eine Tube Crème)

FELIX Was, du hast hier Nachbarn, die leben?

ROSA Ja, ungefähr zehn. Die Leute im Restaurant schräg gegenüber zum Beispiel. Die machen eine verdammt gute Suppe, obwohl fast alles an Gemüse weg ist. Dafür kriegen sie Kopfschmerzmittel von mir. Ich versuche mich im Gegenzug um alles zu kümmern, was meine Apotheke hergibt und was ich kann, kleine Verletzungen, oder so. Ohne die Nachbarn und Frau Martín wäre es wirklich einsam hier. Außerdem weiß keiner von uns, was er tun soll. Ich hatte gedacht, es kämen Hubschrauber, Panzer oder mehr Plünderer, aber es ist ziemlich ruhig draußen.

FLO gibt VAN die Crème mit der er sich den Arm eincremt. Sie beginnen leise zu flirten.

FELIX Wir haben viele Tote gesehen. Und die Apotheke hier sah auch tot aus.

ROSA “Ich möchte eben nicht die falschen Menschen anziehen. (sie bemerkt die Flirtenden) Was macht eigentlich dein Freund da mit meiner PTA?

FELIX Wir haben schon länger keine Frau mehr in der Offline-Welt gesehen.

ROSA Aber in der Online-Welt, oder was?

FELIX Klar. Eine gute Freundin von mir die Frau, die das Google-Datacenter am laufen hält.

ROSA Jetzt verarscht du mich, Google? Da läuft echt noch was?!

FELIX Ja, in gewisser Weise schon. Wir versuchen seit einer Woche online zu bleiben. Aber wir wissen nicht wie lange das noch anhält.

ROSA Das glaub ich euch nicht!

FELIX Doch, ernsthaft. Hast du nie darüber nachgedacht, dass da draußen vielleicht noch mehr Menschen sind, die das Gleiche denken oder tun? Wenn wir uns alle zusammentun würden, könnten wir vielleicht etwas wirklich Neues auf die Beine stellen.

ROSA Oder sie stechen euch ohne Vorwarnung einfach ab.

VAN Sie hat recht, dass könnte auch echt passieren.

FELIX Nein, wir können über das Internet den Aufbau organisieren. Und zwar gleich als bessere Gesellschaft — ein kompletter Neuanfang. Solche Ideen können dann nicht mehr vernichtet werden.

VAN Punkt an Felix.

ROSA Ja, wie? Ihr wollt also gleich noch eine Revolution machen?

VAN & FELIX “Wenn du es so nennen willst.

ROSA Über das Internet, oder wie?

VAN & FELIX (zusammen, gucken sich an, dann gemeinsam) Genau.

doofes Gesicht von Rosa.

Szene 21 –Hoffnung

Felix, Van, QueenKong

im Serverraum (IRC-Anzeige, aber ohne tippen)

QueenKong ist im Raum anwesend, mit Bademantel und “There is no place like 127.0.0.1”-T-Shirt. Sie hat eine Tasse Kaffee in der Hand.

FELIX Hey Kong, wir sind zurück.

QUEENKONG Ich dachte, ihr kommt nicht mehr zurück.

FELIX Es gibt etliche Überlebende. Die Menschen draußen brauchen das, was wir hier machen. Über das Internet haben sie die Möglichkeit, sich zu organisieren, ohne dass sie sich tatsächlich die Köpfe einschlagen.

VAN Und jetzt haben wir die Möglichkeit, einen kompletten Neustart zu machen.

QUEENKONG Das heißt, wir bauen eine neue Gesellschaft?

FELIX Exactly.

QUEENKONG Deal. Dann, willkommen zu Hause im Netz Jungs. Reboot Your Universe!

ENDE